Das Hackbrett

rot, blau, bunt!

Im deutschsprachigen Raum ist das Hackbrett seit den 1930er Jahren wieder verstärkt im Kommen. Damals erfand der Volksmusikant Tobi Reiser den Typ des Chromatischen Salzburger Hackbretts. Er schuf damit den jüngsten Vertreter einer sehr alten und weit verzweigten Instrumentenfamilie.

Die Geschichte des meist als Volksmusikinstrument bekannten Hackbretts begann vor rund 1000 Jahren in Persien mit dem „Santur“, das bis heute Virtuoseninstrument in der Kunstmusik ist. In Europa erlebte das Hackbrett unter verschiedenen Namen von Spanien und Burgund ausgehend vom 14.-16. Jh. seine erste Blütezeit. Es erklang zu Festen und in der Kirche.

Ab der Barockzeit ist das Hackbrett fast in ganz Europa vertreten. Die Schweizer geben ihm 1467 seinen Namen, andernorts heißt es Salterio oder Tympanon. Es ist nicht nur in der Volksmusik beliebt, sondern wird auch gerne in Luxusausführungen von Adligen gespielt, da es gegenüber dem Cembalo einen großen Vorteil hat: Klangfarben und Lautstärke können stark differenziert werden und ermöglichen ein äußerst geschmackvolles Spiel. Pantaleon Hebestreit, ein Zeitgenosse Johann Sebastian Bachs, ließ sich mit seinem großen „Pantalon“ gar vor Ludwig XIV. hören und bildete eine Generation von „Hofhackbrettisten“ aus. In Italien und Spanien, den Zentren des damaligen Hackbrettspiels, wird das Instrument in Singspielen, Oratorien und Konzerten verwendet. Namhafte Komponisten wie Antonio Vivaldi und Giovanni Battista Martini setzen es in ihren Werken ein. Der enorme Literaturbestand ist bis heute nur bruchstückhaft publiziert.

Mit der Perfektionierung der Klaviermechanik Anfang des 19. Jh. verschwindet das Hackbrett in Mitteleuropa zunächst aus der Kunstmusik. In Ungarn schlägt 100 Jahre später die Geburtsstunde des Cimbaloms, das sich bis heute großer Beliebtheit in Folklore und Klassik erfreut. Auch in vielen weiteren Ländern lebt das Hackbrett in der Volks- oder Kunstmusik weiter, so in China (Yang Qin), Indien (Santoor), Russland (Zimbali), dem Commonwealth (Hammered Dulcimer) und der Schweiz (Appenzeller Hackbrett).

In den 1970er Jahren gab Karl-Heinz Schickhaus erstmals klassische und Neue Musik für Hackbrett heraus und etablierte das Instrument damit auch am Münchner Konservatorium. Seitdem findet das Hackbrett immer mehr Verwendung in den Werken zeitgenössischer Komponisten sowie in Popularmusik und Filmmusik. Dazu trägt auch die Weiterentwicklung des Hackbretts durch Spieler und Instrumentenbauer bei. Rudi Zapf und Alfred Pichlmaier entwickelten Tenor- und Basshackbrett mit Dämpfung, dazu kommen heute auch Sopranino-, Kontrabass- und spezielle Kinderhackbretter. Komalé Akakpo erhielt 2014 von Klemens Kleitsch das erste Konzerthackbrett mit nanoflex-Tonabnehmersystem und einem Tonumfang von fünf Oktaven (siehe Abbildung). Er entwickelte auch erstmals eine Vierschlägeltechnik für das Salzburger Hackbrett.

Die Ausbildung professioneller Spieler und Lehrer erfolgt bei Professor Birgit Stolzenburg an der Musikhochschule München sowie an den Konservatorien in Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt und Graz. Seit 2015 sind Hackbrettschüler auch zur Teilnahme am Bundeswettbewerb Jugend musiziert berechtigt.